Unterwegs mit Jens Weißflog

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Mit der Skiflug-Legende durch das Erzgebirge ...

Am nächsten Morgen war ich wieder sehr früh auf den Beinen. Ich folgte dem Erzgebirgskamm über Grünbach in Richtung Oberwiesenthal. Es gab hier definitiv längere und steilere Ansteige als im Alpenvorland, von Zeit zu Zeit ging es auch über unbefestigte Wege. Nach knapp 70 Kilometern erreichte ich Oberwiesenthal, wo ich meinen nächsten Mitfahrer abholte. Und zwar niemand geringeren als Skiflug-Legende Jens Weißflog. Jens ist einer von vier Athleten, die in ihrer Karriere die wichtigsten vier Wettbewerbe gewinnen konnten (WM, Olympia, Gesamtweltcup und Vier-Chancen-Tournee) und er ist der einzige der sowohl im Parallelstil, wie auch im V-Stil eine Einzelmedaille bei Olympia gewann. Nach seiner aktiven Karriere hat er ein Hotel aufgemacht und war einer der ersten, der E-Bikes für seine Gäste angeboten hat. Wer jetzt denkt, dass nach so vielen sportlichen Erfolgen ein abgehobener und mit Starallüren bepackter Mitfahrer dabei war, liegt ziemlich falsch. Jens entpuppte sich als sehr nett und ganz normal. Wir fuhren knapp 40 km gemeinsam, und auf diesen 40 km wurde mir klar, dass Jens gerade in seiner Heimat ein absoluter Superstar ist.

Zusammen mit Jens durch das Erzgebirge

Jeder, aber auch wirklich jeder, hat ihn sofort erkannt. „Ach der Jens“, „Tatsache der Weißflog“, „Der fährt jetzt auch schon E-Bike“. Das war natürlich auch ein Thema, über das ich mich mit Jens unterhalten habe. Ob er denn oft belächelt wird als ehemaliger Leistungssportler, wenn er irgendwo mit dem E-Bike ankommt. „Mit dem E-Bike habe ich und auch meine Gäste einfach viel mehr Möglichkeiten. Hier in der Gegend sind immer Berge, man kann kaum mal ein paar Kilometer geradeaus fahren. Mit dem E-Bike erschließen sich mir und natürlich auch meinen Gästen ganz neue Wege, die wunderschöne Region zu erkunden,“ so Jens‘ Antwort. Nach zwei Stunden war es an der Zeit mich von Jens zu verabschieden.

Im Gespräch mit der Legende

Ich zeltete im Haus der Kammbegegnung in Rübenau. Am nächsten Morgen frühstückte ich zusammen mit Kai, einem von mehreren freiwilligen Helfern, die das Haus am Laufen halten. Kai ist gelernter Biologe und Vorstand im Verein der Kammbegegnung. Sie setzten sich für den Umweltschutz ein und betreiben Jugendarbeit, um den Kindern und Jugendlichen in der Region ihre Heimat inklusive Flora und Fauna näherzubringen.

Sonnenuntergang Rübenau

Ich fuhr 30 km Richtung Seiffen. Und was war das für ein grandioser Radweg! Geteert, beste Qualität mitten durch den Wald. Die ersten 10 km ging es gefühlt nur bergab, ich bin keiner Menschenseele begegnet, und es war Fahrspaß pur.

Ich traf mich mit Andy Weinhold, ehemaliger Mountainbike-Profi und Vize-Europameister. Zusammen fuhren wir knapp 60 km bis nach Zinnwald, und ich war erstaunt über die wirklich tolle Gegend. Früher dachte ich bei Erzgebirge immer an Schwerindustrie und rauchende Schornsteine. Das Erzgebirge ist hauptsächlich Natur pur mit sehr gut ausgebauten Radwegen, allerdings (vielleicht auch wegen dem Wetter) waren keine anderen Radler unterwegs. Andy und ich besuchten das Nussknackermuseum, u.a. mit dem größten pneumatischen Nussknacker der Welt. Hier ereignete sich dann folgender Dialog mit einem Mann, der vor dem Eingang saß.

Ich: „Ist ja unglaublich, hier den weltgrößten Nussknacker stehen zu haben.“ und deutete auf den Nussknacker, der vor dem Eingang stand.

Er nur ganz trocken: „Das ist nicht der weltgrößte Nussknacker, das ist der weltgrößte PNEUMATISCHE Nussknacker!“

Ich: „O.K. Entschuldigen Sie die Verwechslung und wo steht dann der weltgrößte Nussknacker.“ Ich erwartete eine Antwort wie „in Disneyland in Florida“ oder „vor dem Stadion eines isländischen Erstligisten“.

Stattdessen sagte er wieder ganz trocken und als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt: „Der steht im Garten.“

Ich unterhielt mich später noch mit Andy darüber, wie es ist Spitzensportler in einer Randsportart zu sein.

Mit Andy Weinhold

Andy ist in seiner aktiven Karriere über 600 Rennen gefahren, viele davon im Ausland. Teilweise musste er die Anreisekosten selbst übernehmen, und auch bei einer guten Platzierung reichte das Preisgeld selten aus, um die Unkosten zu tragen. Man muss diesen Sport also schon sehr lieben, und auch die nötige Professionalität an den Tag legen und seinen Trainings- und Ernährungsplan einhalten wie ein Fußballspieler in der Bundesliga. Mit dem kleinen Unterschied, dass jeder Spieler der dritten Liga ein zig-faches verdient ...

26. Mai: 120 km / AVG: 17,7 km/h / Max: 55 km/h

27. Mai: 62,29 km /AVG: 16,88 km/h / Max: 61 km/h

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